Über die Freude, Schattenseiten zu erkennen

Ja, du hast richtig gelesen. Ich spreche von Freude und das nicht nur mit einem Schatten, sondern den Schatten in der Mehrzahl. Ich habe Schatten in unterschiedlichen Formen, auf unterschiedlichen Ebenen. Du hast sie, wir alle haben sie. Wir alle haben sie, weil alle Dinge zwei Seiten, zwei Pole haben.

Oft sind wir uns der Schattenseiten nicht wirklich bewusst. Wollen wir vielleicht auch gar nicht, denn Schatten sind oberflächlich betrachtet häufig mit Negativem assoziiert. Wir leben halt damit und finden oft das Licht attraktiver. In Wahrheit sind Schatten und Licht aber nur zwei Pole einer einzigen Sache.

Ich will dir ein Beispiel geben:
Weisst du noch, wie ich dich eingeladen habe, mal öfters blau zu machen? Dieses Blau-Machen kann ich einfach als Vorschlag wahrnehmen. Ich kann aber auch die dahinter liegende Ebene betrachten. Dazu nutze ich die Frage: Was hat mich eigentlich bisher gehindert, von mir aus öfters bewusst Blau zu machen?

Hinter dem Blau-Machen steht bei mir das bewusst wiederholbare Heraustreten aus Effizienz und Geschwindigkeit. Effizienz und Geschwindigkeit sind für mich zwei Qualitäten. Diese sind bei mir gut ausgeprägt. Mir macht es Spass, schnell zu denken, nach Lösungen zu suchen. Ich überlege, wie ich Sachen ineinander verschachteln kann und freue mich, wenn dann alles wie am Schnürchen läuft und auch ein gutes Ergebnis dabei heraus kommt. Ich fühle mich zufrieden. Das ist die Licht-Seite.

Diese beiden Qualitäten, Effizienz und Geschwindigkeit haben sich in mir gut etabliert. Sie sind wie Programme, die gerne wie von alleine ablaufen. Das ist wunderbar, wenn ich wirklich schnell und gut vorankommen will. Aber es hat auch eine Schattenseite: Wenn ich diesen Programmen die Herrschaft überlasse, laufen sie immer ab, wann immer sie meinen, gebraucht zu werden: Ich fange unbewusst an, den Besuch bei der Oma auf die Strecke zum Supermarkt zu legen, um dann auch pünktlich zum Essen daheim zu sein, nachdem ich auch noch den Wertstoffhof irgendwie untergebracht habe. Ich überlege gar nicht, ob Effizienz und Geschwindigkeit hier wirklich nötig sind. In manchem Fall fühle ich mich dann gestresst. Und dann höre ich Sätze wie  „Entspann doch mal. Was machst du denn für einen Stress“ und fühle mich angegriffen.

Statt mich angegriffen zu fühlen, kann ich über die Schattenseite das dahinter liegende Programm, die Qualität erkennen und wieder selbst die Herrschaft übernehmen. ICH beschliesse, dass der Besuch bei Oma heute so wunderbar ist und ausgedehnt werden will. Es ist egal, ob ich den Supermarkt noch unterbringe oder nicht. Ich werde definitiv nicht verhungern. Der Wertstoffhof hat in der Tat auch an anderen Tagen noch offen. Davon wissen ja meine inneren Programme nichts. Sie tun ihr Bestes.

Wenn die Programme, meine Qualitäten ihr bestes für mich tun wollen, dienen sie mir. Genau,  SIE dienen MIR und nicht umgekehrt. Ich bin also Herr / Frau in meinem Haus.

Genau wenn ich erkenne, dass da ein Programm, ein Muster läuft kann ich entscheiden, ob das längst überholt ist, ich es gar nicht mehr brauche. Oder ich kann überlegen, in welcher Form ich es jetzt nutzen möchte.
Und genau da fangen die Schatten an, Spass zu machen.

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